Führt die Corona-Krise zur Wirtschaftskrise?

Es ist anzunehmen, dass sich die Weltwirtschaft nicht rasch erholt sondern in eine typische Rezessionen rutscht, die von schlechten Arbeitsmarktdaten, rückläufigen Gewinnen, steigenden Problemen mit faulen Krediten und höheren Steuern geprägt ist.

Entscheidender Auslöser hierfür ist der durch den Shut Down ausgelöste Schock auf der Angebotsseite, der voll auf den Arbeitsmarkt durchschlägt. Es ist daher zu erwarten, dass die Wirtschaftstätigkeit nur allmählich ihren Tiefpunkt erreichen wird und dass es nicht zu einer V-förmigen Erholung, die normalerweise auf Einmalereignisse folgt, kommen wird.

Die Wirkung der fiskal- und geldpolitischen Massnahmen sollte man nicht überschätzen. Am Ende kommt es auf die Produktion an und wenn diese stillsteht nützt auch eine Stärkung der Konsumbereitschaft nichts, da die Nachfrage auf ein zu geringes Angebot stösst. Die Folgen sind steigende Inflation mit steigenden Zinsen und einer sich verlangsamenden Wirtschaft.

Durch technische Signale am Aktienmarkt sollte man sich nicht täuschen lassen, diese gehen am wesentlichen vorbei. Die kurzfristig steigenden Kurse sind nur eine Folge der durch die Politik verursachten Geldschwämme. Das es sich hierbei lediglich um eine riesige Blase handelt zeigen auch die steigenden KGVs.

Entscheidend bleibt die Frage ob das in der Realwirtschaft vorhandene Inflationspotential weiterhin durch erhöhte Produktivität und eine, vielleicht durch die Krise sogar beschleunigte, Digitalisierung ausgeglichen werden kann.

Speziell für den europäischen Wirtschaftsraum ist allerdings zu befürchten, dass es im Nachgang zur Krise zu einer verstärkt protektionistischen Wirtschaftspolitik, die der Globalisierung entgegenwirkt kommt.

Darüber hinaus besteht die reale Gefahr, dass es zu einer nicht unwesentlichen Anzahl von Verstaatlichungen durch Auffanggesellschaften und Zwangsbeteiligungen im Zuge von Corona-Hilfen kommt. Die natürliche Folgen wären eine suboptimale Allokation von Ressourcen sowie eine gedämpfte Produktivität und daraus resultierend eine schwächere Wirtschaftsleitung.

Schwächt sich diese soweit ab, dass die inflationären Tendenzen die Übermacht gewinnen wäre die klassische Abwärtsspirale einer ausgedehnten Rezessionsphase in Gang gesetzt aus der es aus heutiger Sicht schwerlich ein Entrinnen geben würde, da mögliche geldpolitische Massnahmen bereits weitestgehend ausgeschöpft wurden.

Als letze verfügbare Massnahme aus dem fiskalpolitischen Werkzeugkoffer verbliebe eine massive Steuersenkung. Angesichts der bereits vorgetragenen Wünsche einer Gegenfinanzierung der Corona-Massnahmen stehen die Chancen hierfür aber schlecht.

Es ist daher zu befürchten, dass die Regierungen gerade in dieser schwierigen Phase einer sich abzeichnenden Rezession diese durch eine restriktivere Wirtschaftspolitik und höhere Steuern noch verstärken.

Was sagt uns das BIP? Ist Österreich reich?

Das Brutto Inlands Produkt (BIP, englisch GDP – gross domestic product) ist der Wert aller in einer Volkswirtschaft erzeugten Produkte und am Markt erbrachten Dienstleistungen. Es zeigt den Ausstoß („Output“, „Produktion“) einer Volkswirtschaft zu Marktwerten. Es misst aber weder das Volkseinkommen noch den Reichtum einer Volkswirtschaft.

In einem privatwirtschaftlichen Kontext könnte man das BIP den Umsatzerlösen gleichsetzen. Es ist klar, dass man, um von den Umsatzerlösen auf das Einkommen überleiten zu können, von diesen die Kosten abziehen muss. Rechnet man die Einkommen aller Wirtschaftsjahre zusammen kommt man zum Vermögen.

Daraus kann man schon ersehen, dass es unsinnig ist zu behaupten ein hohes BIP kennzeichne eine reiche Volkswirtschaft. Zumindest wenn man mit „reich“ jemanden mit einem großen Vermögen meint und jemanden der über ein hohes Einkommen verfügt nicht als reich, sondern als einkommensstark bezeichnet.

Ein hohes BIP steht aber auch nicht für ein hohes Volkseinkommen, da sich dieses erst nach Abzug der „Kosten“ ergibt. Jemand kann hohe Umsätze generieren und dennoch kein Einkommen haben bzw sogar Verluste machen, wenn seine Kosten seine Umsatzerlöse übersteigen.

In einen volkswirtschaftlichen Kontext übersetzt bedeutet dies folgendes:

Produktion – Ersatzinvestitionen = Einkommen

Wenn Dinge produziert werden, die lediglich Dinge ersetzen die kaputtgegangen sind führt die Produktion zu keinem Einkommen. Dh vom BIP müssten alle Reparaturleistungen und Ersatzinvestitionen (die „Kosten“) abgezogen werden um zum Einkommen zu gelangen. Das so errechnete Volkseinkommen wäre dann eine Maßzahl für die Einkommensstärke einer Volkswirtschaft.

Aber lediglich jene Einkommensteile die nicht verkonsumiert werden führen zu einem Vermögensaufbau.

Einkommen – Konsum = Vermögensaufbau

Nun wirken aber gewisse Faktoren dem Vermögensaufbau entgegen. Das sind zB die Alterung, Umweltschäden, Zerstörung und Untergang von Vermögensgegenständen. Wenn diese Faktoren den Vermögensaufbau übersteigen, kommt es insgesamt sogar zu einer Vermögensverringerung.

Die Summe aller Netto-Vermögensänderungen ergibt dann das Vermögen einer Volkswirtschaft.

Summe Nettovermögensveränderungen = Vermögen

Um das Vermögen einer Volkswirtschaft aus dem BIP berechnen zu können bräuchte man alle Nettovermögensveränderungen vom Anbeginn der Zeit. Da dies unmöglich zu erheben ist, wird das Vermögen nie aus dem BIP berechnet, sondern direkt erhoben.

Privates Vermögen – Schulden der Privathaushalte + Vermögen der öffentlichen Haushalte – Schulden der öffentlichen Haushalte = Volksvermögen

Allerdings hat auch die direkte Berechnung eine Schwäche, da das Private Vermögen nicht erfasst wird und daher nur geschätzt werden kann.

Was zeigt also das BIP? Es ist eine Maßzahl für die Wirtschaftskraft einer Volkswirtschaft.

Wenn man die Volkswirtschaft mit einer Lokomotive vergleicht, dann würde das BIP den PS (einer Potentialgröße) entsprechen. Damit wäre noch keine Aussage darüber getroffen, wie schnell die Lokomotive fährt (Geschwindigkeit ist wie Einkommen eine Stromgröße) oder wie viele Kilometer die Lokomotive bereits zurückgelegt hat (eine Bestandsgröße wie Vermögen). Auch wenn es einen Wirkungszusammenhang zwischen Potential- Strom- und Bestandsgrößen gibt kann von der Wertigkeit der einen Größe nicht auf die Wertigkeit der anderen geschlossen werden.

Das BIP zeigt lediglich, welches Potential eine Volkswirtschaft hat Reichtum zu erlangen, wenn die Kosten geringgehalten werden und das Einkommen gespart oder investiert wird und nicht verkonsumiert wird.

Österreich ist im Vergleich zu anderen entwickelten Staaten eine Volkswirtschaft mit einem zur Bevölkerungsanzahl relativ hohen BIP aber einem relativ kleinen Vermögen, da der Konsum relativ hoch ist und der Vermögensaufbau durch Kriege und Geldentwertungen bedingt erst eine kurze Tradition hat. Daraus ergibt sich, dass Österreich vergleichsweise allenfalls einkommensstark aber nicht reich ist.